Atelier Bow-Wow: Bridge Sprout

ATELIER BOW-WOW: Bridge Sprout

bis Ende 2021
Isarufer München, Höhe Widenmayerstraße, Schwindinsel

Atelier Bow-Wow hat das Projekt „Bridge Sprout“ (übersetzt „Brücken-Spross“) für die Münchnerinnen und Münchner und ihren Fluss entwickelt, um eine neue Erfahrung im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Gegenüber einer der beschaulichsten Flussinseln, der Schwindinsel im Zentrum Münchens, wird bis Ende 2021 ein hölzerner Brückenkopf über die kleine Isar ragen. Er erreicht das Ufer der Schwindinsel aber nicht, sondern bricht jäh im Luftraum ab. Auf der Seite der Schwindinsel wird diese gedankliche Linie in Form einer Holzplattform fortgeführt, die sich behutsam in das Naturschutzgebiet einfügt.

„Bridge Sprout“ am Isarufer/Widenmayerstraße Höhe Schwindinsel Foto: Christoph Knoch

Ein grundlegendes Merkmal der Arbeit von Atelier Bow-Wow ist die Kombination von lokalem ethnologischem Wissen mit einer innovativen Architektursprache, um neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln. Dies betrifft auch die Beziehung zwischen öffentlichem Raum und unerschlossenen gemeinsamen Ressourcen. In diesem Sinne möchte auch die künstlerische Intervention für München keine größtmögliche Veränderung oder Verfremdung zu erzielen. Vielmehr setzen Atelier Bow-Wow auf vertraute Motive und die Formensprache der Umgebung, die sie reinterpretieren, um Gewohntes für die Menschen der Stadt neu erlebbar zu machen.

So orientiert sich die temporäre Installation in ihrer Anmutung und Materialität an traditionellen Holzbrücken in den Alpen. Ihre Architektur bezieht sich auf die Tradition der Flößerei in München und die alte Symbiose zwischen dem Fluss Isar und dem Material Holz.

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Atelier Bow-Wow erarbeitete das Konzept für „Bridge Sprout“ in Zusammenarbeit mit dem Team Kunst im öffentlichen Raum des Münchner Kulturreferats und dem Münchner Architekten Hannes Rössler sowie Holzbau Schmid, Trostberg. Die ungewöhnliche Rundholz-Konstruktion besteht aus Fichtenholz aus heimischen oberbayerischen und schwäbischen Forstbetrieben mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung.

„Architektur bezieht sich auf unser Verhalten und die Auswirkungen, die sie auf ihre Umgebung hat.“ Atelier Bow-Wow

„Bridge Sprout“ erstreckt sich von der dicht befahrenen Widenmayerstraße über die Kleine Isar in Richtung der verwunschenen Schwindinsel. Urbanes Leben und eine Verbeugung vor der Natur stellen keinen Widerspruch dar, eher eine ebenso gegebene wie gestaltbare Umgebung und Haltung. In diesem Sinne kann der „Bücken-Spross“ als Einladung an seine Besucher*innen verstanden werden, den Luftraum mit eigenen Gedanken zu füllen: über Stadt, Natur, Verkehr, Stille, Lärm… oder über sich selbst.
Fehlendes aus eigener Vorstellungskraft hinzuzufügen und zu diesem Zweck von einer erhöhten Holzplattform auf Wasser, Steine und Pflanzen ausgerichtet zu sein, ist nicht zuletzt auch ein ästhetisches Grundprinzip der traditionellen Zen-Gärten Japans.
Ebenso ließe die unerfüllte Sehnsucht nach Übergang und Verbindung, die beim Betreten von „Bridge Sprout“ eintritt, an die Symbolik romantischer Ruinenarchitektur denken. Als vermeintliches Fragment eines zerstörten Ganzen spielt die Intervention mit Aspekten des Memento Mori, mit Stadt(leben) im Zeitenwandel– jedoch keineswegs als rückwärtsgewandtes Verlangen nach längst vergangenen Zeiten. „Bridge Sprout“ überbrückt oder verbindet bewusst nichts. Eher geht es um die Ambivalenz von Nostalgie und Utopie und ein Hinterfragen etablierter Funktionen oder Kategorien. Indem Atelier Bow-Wow mit unserem gewohnten Bild einer kompletten Brücke bricht, (ver)führt der Bau seine Besucher*innen zu eigenen, freischwebenden Gedankenkonstruktionen.

Montagebild von „Bridge Sprout“ in der Werkstatt von Holzbau Schmid, Trostberg
Foto: Dieter Schmid
Montage von „Bridge Sprout“ in der Werkstatt von Holzbau Schmid, Trostberg

CARTE BLANCHE: EIN NEUES FORMAT DER KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM IN MÜNCHEN
In seiner Sitzung am 19. September 2019 beschloss der Kulturausschuss, das Kunstprojekt des international renommierten japanischen Architekturbüros Atelier Bow-Wow, Tokio, zu realisieren. Der Projektvorschlag ist der Auftakt einer neuen Reihe: der „Carte Blanche“, ein neues Format der Kunst im öffentlichen Raum des Kulturreferats der Landeshauptstadt München.
Der Programmbeirat wählte unter einer Reihe von Vorschlägen eine künstlerische Position von internationalem Rang aus, die die Chance erhalten soll, ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum Münchens mit einem Finanzrahmen von 250.000 Euro frei von Wettbewerbsdruck zu verwirklichen.
Atelier Bow-Wow erarbeitete das Konzept für „Bridge Sprout“ in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat/Team Kunst im öffentlichen Raum und dem Münchner Architekten Hannes Rössler sowie Holzbau Schmid, Trostberg.

Atelier Bow-Wow zählt zu den renommiertesten japanischen Architekturbüros. Es wurde 1992 von Yoshiharu Tsukamoto und Momoyo Kaijima gegründet und nahm sich die dichte Bebauung der Städte Japans als Ausgangspunkt. So erregten sie international Aufsehen mit außergewöhnlichen Gebäuden, die sie für sehr kleine und oft verschachtelte Grundstücke konzipierten. Ihr Werk umfasst mehr als 40 Wohnhäuser, öffentliche Bauten sowie zahlreiche Installationen, die im Kontext von Ausstellungen und Biennalen (z. B. die Architekturbiennale von Venedig oder die São Paulo Biennale) entstanden sind. Zudem sind ihre städtebaulichen Analysen, theoretischen Schriften und akademische Forschung wesentlich. Ein Grundzug ihrer Arbeiten ist die Verbindung von ethnologischem Wissen vor Ort mit einer innovativen Architektursprache, um neue Formen des Zusammenlebens zu erarbeiten. Momoyo Kaijima ist Professorin an der ETH Zürich, Yoshiharu Tsukamoto am Tokyo Institute of Technology.
Drei Beispiele umreißen die Vielseitigkeit dieses Büros: In Linz errichteten sie den „Linz Super Branch“, eine spektakuläre Stegarchitektur über den Dächern des OK (Offenes Kulturhaus Oberösterreich), das Plattformen für Kunstinstallationen, Kino- und Theaterperformances bildet und in den Kirchturm einer benachbarten Kirche hineinragt. Das BMW Guggenheim Lab in New York, eine dreimonatige temporäre Architektur, diente 2011 in New York als Forum, um Probleme und Herausforderungen des städtischen Lebens zu thematisieren. In München wurde gemeinsam mit Hannes Rössler das Studentenwohnheim „Reserl“ an der Brudermühlstraße erbaut und 2017 eröffnet. Es nimmt münchnerische und japanische Stilelemente in sich auf.

Laufzeit: 31. Juli 2020 bis Ende 2021
Lage der temporären Installation: Isarufer München, Widenmayerstraße/Höhe Schwindinsel

24h barrierefrei zugänglich: Betreten auf eigene Gefahr. Es gelten die aktuellen Corona-Sicherheitsbestimmungen: Bei einem Abstand von 1,5m können max. ca. 6-7 Personen auf die Brücke.
Öffentliche Verkehrsmittel:
U-Bahn U4/5 „Lehel“ oder Tram 19 „Maxmonument“
Veranstaltungsprogramm: Die geplante feierliche Eröffnung der Installation musste aufgrund der aktuellen Corona-Auflagen ausfallen. Sobald sich diesbezüglich weitere Lockerungen ergeben, wird eine öffentliche Veranstaltung nachgeholt und der Termin bekanntgegeben.

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www.publicartmunich.de

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